Kuppel aus filigranem Klang

Friedenskonzert: Vokalensemble Chorona singt in der Kirche Maria Geburt in Schweinheim zugunsten verletzter Kinder

Aschaffenburg Ergreifende Chorwerke aus Großbritannien hat das Vokalensemble Chorona am Sonntagabend in der Kirche Maria Geburt für den Frieden gesungen. Der Erlös geht an das Friedensdorf International in Oberhausen, wo verletzten Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten der ganzen Welt geholfen wird.

 

Anlass für die Sommer-Serenade, die ausnahmsweise nicht im Schönbusch-Schlösschen stattfand, war das Datum 22. Juli. An diesem Tag vor einem Jahr ermordete Anders Behring Breivik in Norwegen 77 Menschen, 1942 wurden die Juden aus dem Warschauer Ghetto ins Vernichtungslager Treblinka verschleppt, 1209 töteten Kreuzritter in der südfranzösischen Katharer-Metropole Béziers über 20 000 Menschen, weil sie angeblich dem falschen Glauben anhingen.

 

Sichtlich berührt

Die rund 100 Zuhörer in der Schweinheimer Kirche waren sichtlich berührt von der Schönheit und emotionalen Tiefe des Dargebotenen. Der Kammerchor unter der Leitung von Patricia Kunze-Lippert, dessen einzelne bestens ausgebildete Stimmen sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügten, bewies höchstes künstlerisches Niveau. Auch bei der Auswahl der Beiträge für die »Serenade für den Frieden« gelang dem Ensemble ein fein austariertes Gesamtbild.


John Taveners (geboren 1944) berühmter »Song for Athene« in der Mitte des Programms war auch der Höhepunkt des Konzerts. Wie eine Kuppel aus filigranem Klang erstrahlte das 1993 komponierte Lied, das am 6. September 1997 bei den Trauerfeierlichkeiten für Prinzessin Diana in der Westminster-Abbey zu hören war. Der Text stammt von der orthodoxen Nonne Mutter Thekla und erinnert an die tödlich verunglückte Schauspielerin Athene Hariades. »Mögen Heerscharen von Engeln dich zur Ruhe singen«, heißt es darin.


Schon mit dem weniger bekannten Tavener-Chorsatz »The Lamb« nach einem Gedicht von William Blake (1757 bis 1827) hatte Chorona zuvor die Zuhörer in Bann gezogen, mit einer Melodie, so vermeintlich kindlich einfach, fein und innig, mit zart schwebender Chromatik zum mystisch-romantischen Text. Darin wird das Lamm gefragt, wer es gemacht hat. Die Antwort: »He is meek and he is mild, he became a little child« (Er ist demütig und er ist mild, er wurde ein kleines Kind).


Wiegenlied mit Solostimmen.

Sehr gut passte dazu John Brunnings (geboren 1954) Wiegenlied »Pie Jesu«, das vier Frauenstimmen solo sangen, begleitet von Hildegard Deppisch an der Truhenorgel. Leider stand das Instrument nicht wie das Ensemble im Chorraum, sondern davor. Den Gesamteindruck störte das freilich nur unwesentlich.

 

Ergreifend melodisch erklang zum Beispiel »Mary's Magnificat« von Andrew Carter (geboren 1939), zu dem neben der Orgel auch die Querflöte erklang, einfühlsam gespielt von Sophia Lippert. Lippert, Peter Kullmann (Trompete) und Helene Schüler (Violine) begleiteten auch das »Kyrie«, »Laudamus« und »Agnus dei« aus der Messe »The armed Man« von Karl Jenkins (geboren 1944). Leise Trauer bestimmten selbst das Gotteslob darin, und das eindringliche Flehen im »Kyrie« war angelehnt an jüdische Musik.


Mit der Hymne an Martin Luther King »MLK« der irischen Band U2 (gesetzt von Bob Chilcott) bewies das Ensemble, dass es auch der Popmusik faszinierende Vielschichtigkeit abgewinnen kann. Besonders gelungen war hier die Unterlegung mit einem durchgehenden Basston, der dem Lied den Charakter von Sphärenklängen verlieh.


Zwei Kleinode 

Umrahmt wurde das Programm mit zwei bekannten Kleinoden: Henry Purcells »If the Music be the Food of Love« (Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist) und John Rutters »Gälischem Segenswunsch«. Nach dem stürmischen Applaus wurde das Publikum mit Patrick Doyles dramatischer Filmmusik »Non nobis Domine« aus »Henry V.« reich beschenkt entlassen.                                   Melanie Pollinger